Selbstbeschränkung als neue Doktrin

Die Überwindung der Erziehung

Die Erziehung ist aus der Mode! Gebildeten Menschen der Postmoderne wird der barbarische Unsinn letzter Jahrhunderte nicht mehr in den Sinn kommen, sie sind vorangeschritten und ließen die Anmaßungen der Pädagogik hinter sich. Erzieher ist ein Gärtner (verzeihung: ErzieherIn ist ein/e GärtnerIn!), Erzieher ist ein Hirte (siehe die Klammer), Erzieher ist ein Lehrer seiner tabula-rasa-Zöglinge, er/sie/es ist ein Schöpfer, Aufklärer, Aufseher oder Schiedsrichter. Diese Metaphoriken sind Schnee von gestern! Endlich wissen wir alle (die Ungebildeten unter uns werden es irgendwann auch einsehen müssen), dass Erziehung Kindesmissbrauch ist, die Anmaßung der Erwachsenen irgendetwas über die Entwicklung des Menschen (und dazu noch einen individuellen) zu wissen, der Ekel der aufgeklärten Postmoderne schlechthin (neben dem Kampf gegen Unsolidarität und Faktenleugnung). Um bei den Metaphoriken zu bleiben, ist also ein/e ErzieherIn ein/e DreckskerlIn. Oder wird es jemandem in den Sinn kommen, den Kindesmissbrauch als etwas Erstrebenswertes zu bezeichnen?! Das können nur kranke Elemente unserer zur Aufklärung fortschreitenden Gesellschaft sein, die man (um bei modernen Metaphoriken zu bleiben) wie einen entzündeten Blinddarm entfernen kann.

Wer sich also bei der miesen Bezahlung, dem miesen Betreuungsschlüssel und dem miesen Ansehen zwischen Mietzahlungen und Burnout einen Nichterzieherberuf aneignen will, der (oder vor allem die) muss dazu sein Unwissen, seine Unfähigkeit und letztendlich die ökonomisch hergebastelte und allgegenwärtige (fehlende) Kompetenz geradezu institutionell bestätigen lassen. Bereits die Vorstellung davon, dass der Erzieher (ja, auch die Erzieherin) etwas über die Entwicklung des Kindes wissen kann, was dem Kind gut oder schlecht tut, ist bereits ein versuchter Kindesmissbrauch. Die Errungenschaften des (radikalen) Konstruktivismus und die zuvor Kantisch konstruierte Erkenntnisgrenze erleuchteten uns zu der Einsicht, dass der Mensch ein in sich geschlossenes, von außen nicht verstehbares Etwas ist, welches sich automatisch an den Störungen der Umwelt durch innere Anpassungen korrigiert – eine mysteriöse Ratte in einem sich stets verändernden Labyrinth. Wobei dieser Labyrinth keine Machtposition besitzt, sondern lediglich eine Co-Existenz von anderen Ratten darstellt, die ’soziale‘ Systeme bilden und Prozesse ‚aushandeln‘.

Kinder sind also Akteure ihrer Entwicklung, sie sind aktive Gestalter ihrer Biografie. Sie wissen, was sie brauchen und was ihnen gut tut oder schadet. Doch damit nicht genug. Kompetente Babies sind keine Kreation eines faulen und unfähigen Erziehergeistes, sondern die letztendliche Erkenntnis über die Selbstregulation und Selbstgewissheit des Systems ‚Mensch‘ (in seiner Rattenmetaphorik). Das nicht-erziehende Personal ist ein Begleiter im selbsterziehenden Prozess des Kindes. Nicht einmal der großartige Behaviorismus kann da funktionieren, weil die selbststeuernde Fähigkeit des Kindes es schlicht unmöglich macht. Welch eine Freiheit ist da dem Kinde angeboren! Wie großartig doch die Natur ist, die völlig sinnlos und zufällig so etwas Freies kreiert! Halten wir uns zurück und staunen über die freie kindliche Selbstentwicklung. Oder lesen diese wissenschaftliche Arbeit über das Konzept der kindlichen Akteurschaft: https://sozialekunst.eu/2022/02/24/kindliche_akteurschaft/

Intermezzo

Sie meinen, es ist polemisch geschrieben? Die Wirklichkeit ist irgendwo dazwischen? Das mag heute durchaus noch sein. Doch haben Sie diese Wirklichkeit 1. möglichst unverblühmt erfasst und 2. bis zum Ende gedacht? Oder doch gerne relativiert und die Schatten (um nicht zu sagen Leichen) unter den Teppich gekehrt? Unsere Zeit neigt ja durchaus zu einem gewissen Fanatismus, um nicht zu sagen zu einer „Diktatur der Aufklärung“. Aber schauen wir uns zuerst die vergangene Zeit an, um später zur nicht vorhandenen Erziehung zurück zu kehren.

Inventur der letzten 3 Jahre

In der Geschäftswelt gibt es zum Jahresende die Inventur, einen genauen Blick auf den Bestand und die Schulden des Unternehmens. Wie hat man sich als Unternehmen entwickelt, wo steht man, soll erfasst werden. Natürlich sind wir in unserer glorreichen Demokratie weit davon entfernt ökonomisch durchregiert zu werden. Oligrachien sind bekanntlich ein östliches Phänomen barbarischer Regimes. Wir (wir!) haben nur partizipierende Lobbys, ultrareiche Philanthropen mit rettenden Stiftungen und aufklärende freie Medien. Über die Reflexion der „Atlantischen Zivilisation“ und ihrer Überheblichkeit geht es hier entlang: https://kritischerbildungskreis.de

Wo stehen wir also als Gesellschaft, die die Erziehung über Bord geworden hat, Kindern die Beurteilungsfähigkeit über die menschliche Entwicklung zugesprochen und Erwachsenen diese abgesprochen hat?

Vom Fahrstuhleffekt zur Selbstbeschränkung

Vom gepredigten Fahrstuhleffekt des Wirtschaftswunders der 50er (wenn die Reichen noch reicher werden, werden auch die Armen etwas reicher) sind wir nach 70 Jahren schläfrigen Galopp (wer hat wen galoppiert und wer hat geschlafen? Stichwort: Soziale Beschleunigung / H. Rosa) zu einer Predigt der Selbstbeschränkung gekommen. Die gleiche Elite (nicht namentlich aber strukturell), die „Reichtum für alle“ gepredigt hat, predigt jetzt „Selbstbeschränkung für alle„. Das subtile Problem dabei ist, dass in beiden Fällen das Verständnis für dieses „alle“ Transparenz und Reflexion bedarf. In Anbetracht der untergehenden Welt durch den Klimawandel, die Seuchen und böse Diktatoren, kann jeder weltrettende Schreihals mit Klebehänden und/oder Youtube-Reichweite sich seiner moralischen Überlegenheit allerdings gewiss sein. Er, sie oder Es hat die Lage schon lange begriffen, Transparenz und Reflexion sind bereits ausgiebig geschehen. Jetzt muss man handeln! Wer noch denkt und nicht handelt ist ein Verbrecher gegen die Menschheit! Der Marsch der aufgeklärt und solidarisch Handelnden ist en vogue, Punkt.

Da dieser Blog trotz aller möglichen Vorwürfe zum kritischen Denken anregen will, soll durchaus noch ein flüchtiger Blick auf den „wir“-und-„alle“-Narrativ geworfen werden. Denn wie beim „Reichtum für alle“, war der wirkliche Reichtum lediglich einer entsprechenden Elite (ökonomischen, politischen, journalistischen etc.) vorenthalten, der Rest war eine notwendige Kopie für den vermeintlich „aufstrebenden Geschmack“ (Bourdieu), den man ganz im Sinne des meritokratischen Märchens auch für ernsthaft aufstrebend hielt. Die strukturierenden sozialen Schichten hat man zwar gerne durch konstruktivistische Milieus abgelöst – das Interesse gilt jetzt dem Subjekt und seinen Entscheidungen; jeder kann alles sein – seltsamerweise schwindet dabei die Mittelschicht und diejenigen, die man als Ultrareich bezeichnen kann, werden reicher und mächtiger. Der „aufstrebende Geschmack“ müsste sich mittlerweile zu dem „illegitimen, aber notwendigen Geschmack“ (Bourdieu) hinzugesellt haben. Das ist der Geschmack, der notwendigerweise gesellschaftlich gepflegt wird, damit die zu verwaltende Masse halbwegs zufrieden (aber ungebildet) existieren kann. Dazu gehören dann weltbewegende Sportevents, geistig tote Volksfeste, Computerspiele, Musikindustrie und anderes ‚Kulturgut‘, auf welches gerade die unteren Schichten so stolz sind.

Diese unteren Schichten (ja, auch manche, die sich gerne zu den Oberen zählen, gehören der Sachlage nach nach unten), die nicht gemerkt haben, dass der Fahrstuhleffekt lediglich ein Märchen war, welches eine kurzzeitige einschläfernde Funktion zu erfüllen hatte, brauchen jetzt neue Inhalte, neue Märchen, die sie feurig begeistern können. Denn es war nie der Plan das Reichtum in irgendeinem Sinne so zu verteilen, dass alle davon ernsthaft profitieren können. Die kurzzeitige Partizipation am unteren Ende des Reichtums war lediglich als eine Zuckerstange eines an naiven Kindern vorbeifahrenden fensterlosen Transporters gedacht, der die mit der Zuckerstange hypnotisierten Kinder irgendwohin bringt, wo sie gewiss keine Zucker-Zukunft zu erwarten haben. Nach dem orchestrierten Fahrstuhleffekt, kommt der nach unten transportierte Selbstbeschränkungseffekt, der die Zeit vor dem Fahrstuhleffekt in Bezug auf die Besitz- und Machtverhältnisse sehr weit übertreffen wird. Der untere Teil des Fahrstuhls reißt gewissermaßen ab und nimmt ihre Partizipanten und Partizipantinnen auf dem Weg in die selbstauferlegte Ideologie der Selbstbeschränkung mit. Der Witz (ja, anders kann es kaum betrachtet werden) dabei ist, dass im Zuge der errechneten Schreckensmodelle der Zukunft und Gegenwart die Selbstbeschränkung als eine ganz edle Alternativlosigkeit erscheint. Wer kann schon gegen Rettung der Welt sein?! Wahrscheinlich diejenigen, die den Kindesmissbrauch der Erziehung immernoch gut heißen!

Doch betrifft das „wir alle“ in dieser erleuchtenden Selbstbeschränkung wirklich „uns alle“? Hier ein paar enregende Beispiele, die eigentlich gesammelt in einem Buch erscheinen sollten.

Wenn Politiker den Bürgern Waschlappen statt Duschen empfehlen (https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.winfried-kretschmann-waschlappen-appell-sorgt-weiter-fuer-heftige-reaktionen.d4e279c0-ef73-4a3b-9fb5-123f68ae2b55.html),

wenn die Regierung „Kochen ohne Strom“ vorsorglich propagiert (https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Kochen-ohne-Strom/kochen-ohne-strom_node.html) und damit auch noch Geld verdient,

wenn der Präsident der Bundesärztekammer die Bürger zu Medikamenten-Flohmärkten aufruft, weil es Engpässe gibt (https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/medikamente-apotheken-mangel-flohmaerkte-kliniken-100.html),

wenn Politiker Heizobergrenzen für öffentliche Gebäude vorgeben und für Privatwohnungen wünschen (https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/temperatur-obergrenze-heizen-gas-notfallplan-100.html), wenn sie Energiespartips geben, bei denen man die Gardinen zuziehen soll und weniger heizen (https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/energie-sparen-robert-habeck-gibt-tipps-zum-heizen-17960355.html),

und wenn Ultrareiche Tiny-Houses als Mode verkaufen (https://www.businessinsider.de/wirtschaft/elon-musk-wohnt-angeblich-in-50000-dollar-teurem-tiny-house-i/),

geht es dann um dieses „wir“ und „alle“?

Sind es die elitären Politiker und Ultrareiche, die sich selbst stets mit Waschlappen waschen, im Ernstfall ohne Strom kochen, ihre Medikamente auf dem Flohmarkt kaufen, die Vorhänge zuziehen und in knapp beheizten Tiny-Houses sitzen, um danach mit car sharing oder mit dem Fahrrad (zu jedem Wetter, was ja fleißig plakatiert wurde) zu einer schlecht bezahlten Arbeit zu fahren, die grade für die Miete ausreicht? Oder sind es diejenigen, die in dicken Limousinen mit Chauffeur und ‚Privatjets‘ ihre Bäuche beim Dinieren vollschlagen, ihren Kindern eine entsprechende Laufbahn sicherstellen und danach in Vorstandsetagen oder sonstigen lukrativen Positionen ihren Lebensalter genießen? Bekanntermaßen trifft mehr oder weniger eher das Zweitere zu.

Die Ratschläge, die Vorgaben und Gesetze für die Selbstbeschränkung sind also lediglich für die unteren Schichten gedacht und gemeint. Wenn die ökonomische Elite sich nie zu dem unterliegenden Mob gezählt hat, so trennt sich die politische Elite immer weiter vom solidarischen und pflichtbewussten Bürger, der sich selbst gängelnd allen seinen Mitinsassen die Ideologie der Selbstbeschränkung als neue Heilsbringung predigt.

Als man eine Studie über die Meritokratie (Leistungsgesellschaft) an Gymnasien und Hauptschulen durchführte und die Frage stellte, inwiefern die Schüler der Ansicht sind, durch die eigene Leistung alles erreichen zu können, stellte man Folgendes fest. Die Gymnasiasten meinten, es gäbe doch einige strukturbedingte Grenzen in der Gesellschaft, die einem bestimmte Positionen nicht erlauben werden. Die Hauptschüler waren sich ganz sicher, dass es ausschließlich an ihnen liegt, wieviel sie im Leben erreichen. Was hat es mit dem Obigen zu tun? Es ist einer der besten Beispiele, wie man eine elitäre Ideologie ohne Wahrheitsgehalt (Meritokratie) an die unteren Schichten transportiert, so dass diese selbst diese Ideologie für sich kultivieren und vertreten.

Ein Zwischenfazit

Dies alles bedeutet nicht, dass die Selbstbeschränkung per se nicht sinnvoll ist. Es bedeutet auch nicht, dass man auf den Erhalt der Natur verzichten sollte. Es bedeutet aber, dass die Machtzentren unserer Gesellschaftsstruktur (es ist ein soziologischer Begriff und kein Querdenkerischer, falls jemand spätestens an dieser Stelle aufschreien will), die hier nicht weiter behandelt werden sollen, sehr wohl wissen, wie man Gesellschaftsprobleme für sich vermarktet und gebraucht, um daraus eine Ideologie für die Massenlenkung zu kreieren. Bereits Edward Bernays wusste 1928 im Detail wie man die Massen durch PR zu steuern hat. Wer also seine Hände an Gemälde klebt und Selbstbeschränkung predigt, sollte nicht übersehen, vor welchen Karren er gespannt worden ist. Denn der Elite (ja, das ist auch ein soziologischer Begriff) geht es kaum um irgendeine abstrakte Weltrettung, sondern um Steuerung der Massen, um ihre Verwaltung, ihre Gefügigkeit und letztendlich um die Ausrottung der menschlichen Entwicklung (Stichwort: Trans- und Posthumanismus).

Wenn wir also durch einen überschäumenden Menschenhass (Stichwort: Menschen sind schlimmer als Tiere etc.) das Klima retten wollen und unsere Gesellschaft zu einem sozial korrekten Regelwerk gestalten, landen wir in dem politischen China, welches durch Totalkontrolle und Indoktrination die ‚richtigen Verhältnisse‘ erzwingt. Wer keine andere Vision für die Menschheit sich vorstellen kann, der sollte wenigstens diese Konsequenz sich auf der Zunge zergehen lassen (vielleicht ein paar Utopien aus dem Hollywood anschauen). Viel vom Menschsein und seiner Entwicklung hat er dann allerdings nicht begriffen oder begreifen wollen.

Gesellschaft upside down

Was liegt hier also vor?

Wir haben einerseits Kinder in erwachsener Rolle und Erwachsene in einer infantilen Kinderrolle. Wenn die Regierung auf Nudging-Techniken setzt (https://www.welt.de/wirtschaft/article138326984/Merkel-will-die-Deutschen-durch-Nudging-erziehen.html) und selbst behauptet, sie tut es nicht (https://www.bundestag.de/webarchiv/presse/hib/2019_10/663108-663108), ist es nicht zu übersehen, dass der Erwachsene wie ein Kleinkind behandelt werden soll. Beispiele sind in den letzten 3 Jahren unzählig! Diese Methodik der sagen wir umgekehrten Erziehung oder umgekehrten Menschenbildes bzw. umgekehrten Bildes der menschlichen Entwicklung muss noch tiefer untersucht werden, denn darin werden gewiss einige Erkenntnisse gezogen werden, deren Tragweite man jetzt noch vollkommen unterschätzt.

Auf der Metaebene erstrecken sich allerdings Machtkreise aus ökonomischen, politischen und medialen Akteuren, die das ganze Geschehen durch und durch gestalten. Die beschriebene Umkehrung findet also nicht zufällig irgendwie ’systembedingt‘ statt, sondern intendiert, beabsichtigt. Die Infantilisierung der Erwachsenen und Förderung der Kinder als Gestalter ihrer eigenen Entwicklung hat System. Bedenkt man wie biegsam und unreflektiert gerade die Kinder (leider auch die meisten Erwachsenen aufgrund ihrer geistigen Faulheit und Ängstlichkeit) sind, begreift man auch welch grenzenlose Möglichkeiten der Massenlenkung an diesem Horizont aufgehen. Da war Hitlerjugend und die Pioniere dagegen ein abgeschiedenes Phänomen, während man hier (im Zuge des Internets) vor ubiquitärer Weltentwicklung bzw. Einwirkungsmöglichkeit auf die Kinder sprechen kann. Aber mehr von dieser subtilen Pseudofreiheit der Kinder in der bereits erwähnten Arbeit: https://sozialekunst.eu/2022/02/24/kindliche_akteurschaft/

Erziehung ist tot! Es lebe die Erziehung zur Selbstbeschränkung!

Wenn Kritiker des sogenannten Coronaregimes (es ist eine durchaus treffende Bezeichung) davon sprechen, dass es um die Reduktion der Weltpopulation durch die Impfung geht oder sonstige ganz große Themen aufrollen, dann kann man hier und dort seine Hypothesen aufstellen und auf ihre Falsifizierung durch die Zeit waren. Man kann hier und dort graben, um Zusammenhänge zu erahnen. Gewissheit wird man in solchen (und anderen) gewaltigen Vorwürfen keine finden. Solche Fragen sind aber aus meiner Sicht grundsätzlich verkehrt. Nicht weil man sie mit dem Hammer als bösartige, staatszersetzende ‚Verschwörungstheorie‘ (https://sozialekunst.eu/2022/01/06/verschwoerungsglaube-und-konspirationistisches-denken/) zerschlagen sollte, sondern weil die Nachhaltigkeit in der Massenlenkung und eben dieser Transport von erlogenen Ideologien in die unteren Schichten (welcher freiheitliche Übernahme dieser Ideologien erlaubt) nicht bedacht wird (https://sozialekunst.eu/2022/04/05/erziehung/). Wer jetzt einwenden will, dass auch dies nicht beweisbar ist, dem soll entgegnet werden, dass es darum gar nicht gehen kann. Es geht um die Deutung des gesellschaftlichen Geschehens, welches auch als ‚Reverse Engineering‘, als eine Art reflexiver Rekonstruktion betrachtet werden kann. Und Deutung bleibt nun mal in jedem Falle eine Deutung und ist selbstverständlich jeder ernsthaften Diskussion offen.

Die Knechtung der Masse im Sinne östlicher Staatsregimes ist Schnee von gestern. Die deutlich nachhaltigere Art der Massenlenkung ist diejenige, welche die Menschen aus freien Stücken durch die Selbstideologisierung ergreifen und lenken kann. Um solche Ziele erreichen zu können, braucht man aber passendes Humanmaterial (um in dem elitären Jargon zu bleiben). Und hier kommt das Eigentliche ins Spiel. Das Eigentliche, um was es bei all diesem Schauspiel um die Weltrettung und Solidarität geht – es ist die Erziehung! Die Erziehung der Erwachsenen UND der Kinder und zwar in einer ganz gleichen behavioristischen Art (https://sozialekunst.eu/2022/03/02/zeitalter_des_behaviorismus/), die man vermeintlich als überholt erklärt hat. Einer der schillendsten Beispiele, welcher seiner Art nach in den letzten 3 Jahren nicht vereinzelt, sondern systematisiert und gehäuft vorkam, währe hier der Wieler in der Pressekonferenz der RKI am 28.07.2020. In Bezug auf die politisch verordneten Hygieneregeln meinte der väterlich hierarchisch aufgeblasene Herr: „Diese Regeln werden wir noch monetelang einhalten müssen. Diese müssen der Standard sein. Abstandhalten, Händehygiene, und dort, wo wir Abstand nicht halten können, zusätzlich Alltagsmasken oder Mund-Nasenschutz tragen und das gilt für drinnen und draußen. Also das ist die Grundregel, die dürfte und sollte niemand mehr in Frage stellen, das sollten wir einfach so tun“. (https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/RKI-informiert-ueber-aktuelle-Coronavirus-Situation-article21937875.html). Wie ein Kindergartenerzieher erdreistet sich dieser Herr (doch im Grunde die gesamte Regierung und ihre treuen Beipflichter, wenn man eine endlose Liste an ähnlichen Aussagen der letzten Jahre bedenkt) zu sagen, was wir als erwachsene mündige Bürger nicht hinterfragen dürfen und „einfach so“ tun sollten.

In einem Kindergarten würde aber kein Herr Wieler mehr auf die Idee kommen dürfen, den Kindern etwas vorzuschreiben, was sie nicht hinterfragen dürfen. Es geht also nicht nur um die Selbstbeschränkung beim Konsum und Wohlstand, sondern auch beim Denken! Während man einerseits von Antipädagogik, kompetenten Babies, Kindern als Akteuren spricht und die Erziehung für überholt erklärt, erzieht man die ganze Gesellschaft in einer derart plumpen Art, die man als Solche gar nicht realisieren, gar nicht für wahr haben will. Zentralisierte Faktenproduzenten, beliefern die Masse mit Konsumfakten, Faktenchecker sorgen dafür, dass die ‚richtigen Fakten‘ mediale Präsenz behalten, ideologisch aufgepumpte Jugendliche reißen sich um die Weltrettung und schreien nach Kontrolle, Bestrafung und Selbstbeschränkung, während die freiheitliche Entwicklung und Bildung, während die wirkliche Auseinandersetzung mit dem, was den Menschen und die menschliche Entwicklung eigentlich ausmacht (nein, es lässt sich nicht auf das Sicherheits- und Friedensbedürfnis reduzieren) immer weiter unter den Füßen korrekt Denkender zertreten werden.

Wenn eine Gesellschaftsform nicht gewillt ist das vermeintlich nicht korrekte Denken als zentraler Bestandteil ihres Selbstverständnisses zu integrieren und Fanatismus (natürlich ein weltrettender) um sich greift, wird es Zeit diese Gesellschaftsform sehr kritisch unter die Lupe zu nehmen. Vor allem dann, wenn sie sich selbst als den Heilsbringer für die ganze Welt krönt.

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