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Ethisierung – das fancy Tool der Mächtigen

Es sei vorerst erwähnt, dass ich zum Zeitpunkt der eigenen Begriffskreation „Ethisierung“ noch nicht vom soziologischen Gewicht dieses Begriffs wusste. Wer allerdings nach wissenschaftlicher Literatur zum Begriff sucht, wird auf sehr spannende Ergebnisse stoßen. Ich habe lediglich festgestellt, dass der Begriff im sozialwissenschaftlichen Kontext existiert und werde erst im Anschluss meiner Betrachtung bei nächster Gelegenheit mich tiefer damit beschäftigen. Es ist mir also noch nicht bekannt, inwiefern meine Darstellung der Ethisierung sich mit den dortigen Darstellungen deckt.

Wenn die Macht nach einem langen erfolgreichen Landgewinn sich selbst öffentlichkeitswirksam reflektiert, Ethikräte und andere scheinbare Kontrollorgane bildet, obwohl ihre missbrauchende Grundader immer mehr herausquillt, bekommt das Ganze einen offensichtlichen bizarren Beigeschmack. „Das Dilemma der sozialen Medien“ oder auch „social dilemma“ (eine Netflix-Doku) ist ein hervorragendes Beispiel für eine derartige Selbstinszenierung – „Wolf im Schafspelz schützt die Schafe“.

Ein Techgigant Netflix ist plötzlich gewillt über die Manipulation durch Techgiganten zu referieren, wobei einige Köpfe dieses Mileus als aufgewachte Moralapostel auftreten. Tristan Harris ist jetzt ein „Technologie-Ethiker“, seit dem er Google verlassen hat. Er hat ein „Center for Humane Technology“ gegründet und auf seiner persönlichen Webseite eine damit zusammenhängende Formel aufgestellt: „Let’s make Technology + Democracy = Stronger Democracy“. Wer sich einwenig mit dem ‚demokratischen‘ Bestreben von smart cities beschäftigt hat, dürfte sich sofort an die Langfassung der 2017er Smart City Charta erinnert fühlen (einfach auf der Seite 43 über das Demokratieverständnis staunen!). Diese lange Fassung ist auf der offiziellen Seite gar nicht mehr zu finden (auch auf Nachfrage nicht). Wie dem auch sei, Tristan Harris agiert jetzt als hochkarätiger Regierungs- und Unternehmensberater, um diese Werte voranzubringen. Das ist wie Alena Buyx als ehemalige Vorsitzende des deutschen Ethikrats und jetzt Kuratorin bei der Bertelsmann Stiftung und im Aufsichtsrat der Charite. Mit Ethik hatten ihre Darstellungen der letzten Jahre nicht einmal ansatzweise zu tun – höchstens als Ethikumkehrung, aber sie vertrat kurioserweise Ethik mehr oder weniger an der Spitze der öffentlichen Macht.

Ich würde allerdings den Tech-Boys wie Tristan Harris weniger Kalkül unterstellen als einer klassischen Wissenschafts-Wirtschafts-Polit Karriere, die gierig nach Macht und Anerkennung greift. Die Tech-Boys sind vorrangig getrieben von der naiven Entdeckungslust eines Kindes, die vorerst kaum Möglichkeit zur umfassenden Reflexion erlaubt. Die Anlage und den Willen zur Reflexion würde ich allerdings im letzteren Fall als potenziell stärker ausgeprägt vermuten. Die Entdeckungslust erlaubt noch Bewegungen außerhalb des vorgegebenen Rahmens, Karriere tut es selten.

Wer Gutes tut, ist gut und schützt das Gute vor den Feinden!

Wir haben also in unserer (post)modernen Gesellschaft öffentlichkeitswirksame Organe für nennen wir es Ethisierung jeglicher praktischer Machtzweige, Machtgebiete (Politik, Wirtschaft, Wissenschaft etc.). Eine Gewerkschaft und ein Betriebsrat stehen letztendlich in einem sehr ähnlichen Kontext. Sie können als eher implizite, subtile Vorläufer einer expliziten, plakativen Ethisierung betrachtet werden. Aber was soll an einer Gewerkschaft, einem Betriebsrat, am Stärken der Demokratie und Ethik schlecht sein? Da verbietet sich doch geradezu jegliche Kritik! Jeder will gleich mitmachen, um auf der guten Seite seinen Beitrag zu leisten.

An der Ethik an sich gibt es an diesem Punkt nichts auszusetzen. Wir wollen uns also nicht in die philosophische Dimension des Begriffs vertiefen, sondern uns den Gebrauch der Ethik als Tool vergegenwärtigen.

Leider ist das Reflexionsvermögen unserer Masse, die wir „freie demokratische Gesellschaft“ zu nennen pflegen, genau aus dem Grunde des unausgesprochenen Kritikverbots gegenüber offensichtlich guten Parolen – welche öffentlichkeitswirksam und zahlreich gestreut werden – auf einem sehr niedrigen Niveau. Wir wiegen uns gerne in den Schlaf der moralisch fortschrittlichen Gesellschaft, während wir diffuse oder auch klare Feindbilder um uns herum anhäufen, die uns als unvermeidbar und gut vorkommen. Das Gute kann gewiss nicht ohne der Existenz des Üblen als Solches erkannt und begriffen werden, doch es ist ein Unterschied, ob man darüber selbstkritisch philosophiert oder sich selbstgefällig auf den Platz des Guten setzt, um notwendigerweise auf das Üble zu deuten.

Putin, Trump, Kim Jong-un – um die aktuellen schillerndsten Beispiele herauszugreifen – gehören in unserer westlich geprägten Gesellschaftsform eher zu klaren personifizierten Übeln und Begriffe wie Verschwörungstheoretiker, Nazi, XYZ-Leugner dienen uns als große diffuse Schubladen für den Rest der unethischen, rückständigen Feinde der freien und offenen Gesellschaft. „Unsere Demokratie ist wehrhaft. Daran sollte niemand zweifeln.“ Wir sind gegen Hass, grundsätzlich mit Hass. Kampfansagen und Gewalt an und gegen die erklärten Feinde konnten schon immer als ein machiavellsches „Zweck heiligt die Mittel“ auf jeder selbstgeheiligten Fahne geschwungen werden. Wir müssen ja letztendlich die Welt retten. Schaffen wir das? Wir müssen! Wir haben keine Wahl! Es ist quasi unsere heilige Pflicht.

Die Botschaft des Negativfilms.

So fängt auch die erwähnte Netflix-Doku „Das Dilemma der sozialen Medien“ mit schokierenden Fakten zur Telemetrie (Datensammlung / Big Data) und Telestimulation (Verhaltensmanipulation, Anregung, Nudging auf Distanz) an, um dann bei den ganz klassischen Feindbildern zu landen und ‚die guten‘ Sitten indirekt zu definieren. Und genau dieser Punkt der offensichtlichen Aussagen einerseits und eher unbewusst vermittelten Kontrastierung, Betonung der quasi versteckten Botschaft andererseits fördert ein selbstverständliches Bild der moralischen Überlegenheit und eindeutigen Spaltung zwischen richtig und falsch, zwischen gut und übel. Genau darin versteckt sich die Telestimulation selbst, die sich als Kritik der Telestimulation tarnt.

Diese ‚versteckte Botschaft‘ ist dabei lediglich insofern versteckt, inwiefern ein Negativfilm bezüglich des entwickelten Fotos als versteckt bezeichnet werden kann. Ich meine hier die analoge Fotografie aus dem letzten Jahrhundert, die dieses Sinnbild stützt. Demnach basiert das uns als Fotoprodukt präsentierte Resultat in einer ganz essenziellen Art auf diesem Negativfilm, welcher die komplementären, gegensätzlichen Farben in sich enthält, für uns aber als Fotobetrachter nicht mehr selbst direkt in Erscheinung tritt. Ein Negativfilm bleibt allerdings der Ursprung eines auf seiner Basis entwickelten Positivfilms, der Ursprung der von uns betrachteten Fotografie. Man könnte den Negativfilm in diesem Kontext als die eigentliche Botschaft, die Absicht hinter der Präsentation des Offensichtlichen bezeichnen.

Das Offensichtliche, der Positivfilm kann dabei unter folgenden Punkten zusammengefasst werden: Soziale Medien sammeln Daten über uns, manipulieren uns, fördern politischen Extremismus (Stichwort: „Delegitimierung des Staates“ / BND), gesellschaftliche Spaltung, Fake News, Verschwörungstheorien und machen uns nebenher auch noch süchtig. Sie brauchen also eine Reformation und Regulierung.

Betrachtet man die implizite Botschaft, den subtilen, aber vor allem auf das Unterbewusstsein mächtig wirkenden Negativfilm dieser Doku-Kulmination, dann gibt es den guten demokratischen Staat, einen guten gesellschaftlichen Zusammenhalt (das „Yes, we can!“, „Wir schaffen das!“ die Solidarität!), es gibt die True News und alle möglichen Verschwörungen, an welcher Machtspitze auch immer, sind purer Blödsinn. Im Hinblick auf Nordkorea würde man so etwas als Indoktrination bezeichnen. Wir aber, im aufgeklärten Westen, wissen (oder sollen wissen), dass diese Aussagen real sind: wir leben in demokratischen Staaten, sind solidarisch mit den Richtigen, bekommen die größtmögliche Annäherung an True News durch staatliches Bemühen und wir verstehen, dass Verschwörungstheorien eher zum Bereich der psychischen Störungen gehören als zur vernunftsbegabten Gesellschaftsanalyse. Diese Werte müssen dringend geschützt werden! DAS ist die eigentliche Botschaft der Netflix-Aufklärung.

Diese subtil kreierten absoluten Werte des Negativfilms wirken im Unterbewusstsein und die emotional geprägte Darstellung des Positivfilms wirkt als Eye- oder Soulcatcher im Vordergrund.

Die schlafende Arroganz des Westens

Aber wir leben doch in einem demokratischen Staat, die freie und vielfältige Presse versucht gewissenhaft die Nachrichten zu vermitteln, Menschen kommen zusammen, weil sie das Gute erkennen und dafür einstehen wollen, Gewerkschaften beschaffen uns eine stete Lohnerhöhung und Betriebsräte schützen unsere Arbeitsplätze vor der Willkür freier Wirtschaft! Wenn Tristan Harris die Ethik innerhalb Technologiekonzerne fördern will ist es doch gut! Natürlich ist bei uns nicht alles perfekt, aber gerade deswegen muss das Schützenswerte doch verteidigt werden! Fertig?

Solche und ähnliche Gedanken entsprechen der Realität sehr vieler, vielleicht sogar der meisten Menschen im Westen. Sie sind aber weit von irgendeiner Art objektiver Realität entfernt. Wer auch nur den leisesten Willen und vor allem die Kraft hat, obige Aussagen auseinander zu nehmen, findet dafür genügend wissenschaftlicher Literatur, die seit den 50ern mehr oder weniger analog und digital verstaubt. Es würde hier den Rahmen sprengen diese ‚Werte‘ zu dekonstruieren. Siehe auch meine eigenen Beiträge dazu: https://sozialekunst.eu/category/beitraege_zur_menschengerechten_bildung/reflexion_der_herrschaftsstrukturen/ oder das entsprechende Projekt: https://kritischer-bildungskreis.de/ Wer keine wissenschaftlich-kritische Literatur zu Themen wie Demokratie, frei-vielfältige Presse, westliche Werte und Co. nicht findet, kann sich gerne an mich wenden.

Doch die Angst vor einer derartigen Dekonstruktion westlicher Werte wäre fatal für das Selbstverständnis eines klassischen ‚Wessis‘. Der gewöhnliche ‚Ossi‘ weiß um diese fehlenden Werte innerhalb seiner Gesellschaftsstrukturen. Der gewöhnliche ‚Wessi‘ meint sie zu haben und zu pflegen. Was soll ihm an Selbstidentifikation bleiben, wenn diese heiligen Werte, die man in die ganze restliche Welt herausposaunt, gar nicht wahr und gar nicht heilig sind?

Wenn also Unternehmen, Regierungen und wissenschaftliche Organisationen, welche seit Jahrzehnten entweder gar nicht an Ethik und sonstigen moralischen und sozialen Werten interessiert waren oder diese lediglich für ihre Zwecke in Szene setzten plötzlich anfangen die Welt retten zu wollen, Ethikräte bilden und sich als Moralprediger stilisieren, dann kann man durchaus fragen, welchem Zweck dieses Verhalten dienen soll. Wenn Club of Rome, durch VW gestiftet, die „Grenzen des Wachstums“ postuliert und an Fahrt für die Rettung der Welt gewinnt, wenn Klaus Schwab die Welt zu ihrem Besten reseten will, wenn Bill Gates, George Soros und Co. sich als Philantropen verkaufen und Milliardenschwere Stiftungen von Konzernen und Ultrareichen als gemeinnützige Organisationen angesehen werden, wenn Netflix oder andere Techkonzerne uns über die Gefahren der Technik aufklären, dann ist es durchaus legitim den naiven Glauben an die plötzlich erwachte Moral und reges soziales Engagement zu hinterfragen.

Die Kriminellen der 40er (und 90er in Russland) haben recht schnell verstanden, dass die offensichtliche und brutale Kriminalität früher oder später ein Upgrade braucht, sie muss als etwas etabliert werden, was gesellschaftsverträglicher und positiver wirkt. Politik und Wirtschaft erlaubte hier einige Möglichkeiten. Wenn man das ‚dreckige‘ Geld mit Hilfe eines umsatzfreien Ladens ‚waschen‘, in den Laden als Umsatz integrieren konnte, dann konnte man mit dem sozialpolitischen Engagement als Bürgermeister sein dreckiges soziales Ansehen ebenfalls mehr oder weniger rein waschen.

Wer an dieser Stelle an ‚Putin und seine Bande‘ denkt, mag recht haben, aber er begeht den klassischen westlichen Fehler: die plakativen Bösen sind dort drüben! Beim vorhandenen Willen den eigenen Lebensraum ersthaft zu reflektieren, anstatt auf alle anderen zu Recht oder Unrecht mit dem Finger zu zeigen, ist es unvermeindbar sich zu fragen, inwiefern genau diese Prinzipien hier im Westen ebenfalls etabliert sind und wenn ja, wie genau. Denn die kriminellen Turbulenzen der 90er in Russland oder die Nachkriegszeit in Italien und USA waren gewiss nicht die Anfänge dieser Systematik. Sie kann bei Bedarf bis ins Mittelalter und darüber hinaus verfolgt werden. Das Prinzip die Ethik plakativ zu fördern, um die dahinterliegenden unethischen Machenschaften noch bequemer umsetzen zu können, ist alt und wer, wenn nicht der kulturell, wissenschaftlich und wirtschaftlich weit mehr entwickelter Westen hat dieses Prinzip so weit perfektioniert, so weit homöopathisch potenziert, dass seine Wirkung mittlerweile gar nicht mehr als solche auffällt?

Ethisierung als Verschleierung und Etablierung der Machtnarrative

Die Instrumentalisierung der Ethik hat allerdings einen noch tieferen Boden. Als man eine Studie über Meritokratie (Leistungsgesellschaft, self-made-man etc.) an Schulen gemacht hat, um zu prüfen, inwiefern Schüler daran glauben, dass sie durch eigene Leistung später jegliche Karriere erreichen können, kamen spannende Resultate heraus (leider habe ich keine Quelle mehr dazu, evtl. ist es hier zu finden: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-531-91711-5_2). Es stellte sich heraus, dass die damaligen Hauptschüler diese Idee voll und ganz für riichtig, wichtig und gut hielten, Gymnasiasten diese aber kritisch betrachtet hatten. Faktoren wie Herkunftsfamilie, soziales Umfeld, Beziehungen und Co. spielten aus ihrer Sicht eine zentrale Rolle bei der späteren Karriere. Die Idee der Leistungsgesellschaft vertraten also vor allem diejenigen, die am wenigsten durch die bloße eigene Leistung erreichen konnten. Das ist die bittere Ironie sicherlich einiger energischer Überzeugungen der Unterschicht. Die Identifikation mit dem Nationalen, Traditionellen und Sportlichen ist zum Beispiel in der Geschmackstheorie von Bourdieu ein „Illegitimer“ oder „notwendiger Geschmack“, um die Masse bei Laune zu halten. Die ach so wichtigen Volksfeste, Sportvereine und Traditionen, die so gerne vor allem in der unteren Schicht hochgehalten werden, haben vor allem die Funktion das Volk zu beschäftigen.

Es geschieht also eine Verlagerung von durch und durch unethischen Ideen, die an den Machtspitzen gedacht und instrumentalisiert werden nach unten in die unteren Ohmachtebenen, so, dass die untere Ohnmachtsmasse wehement die Ideen der Mächtigen vertritt und als treibende Kraft dieser Ideen funktioniert. Damit die Ideen übernommen werden können, sind sie in passende, bunte und gut wirkende Kleider gehüllt. Und erstaunlicherweise, fast schon magisch, schreit die Masse genau danach, was die Machtspitzen sich als Manipulation für diese Masse ausdenken. Die Masse etabliert, reproduziert und legitimiert somit die vorgegebenen, aber verkleideten Machtnarrative selbst, während die Machtstellen sogar in Form von temporären gütigen Besänftigern auftreten können. Sie fungiert quasi als ‚Geldwäsche-Anlage‘ für die dreckigen Machtnarrative. Nach einer ordentlichen Telestimulation der Massen, wird sie schon ganz demokratisch das Richtige wählen und für das Richtige eintreten. Es ist dann keine Diktatur, keine Oligarchie, kein Neo-Feudalismus, welcher top down, von oben entscheidet und indoktriniert, sondern es sind die Menschen, die in Massen erwachen und das Richtige fordern! Es ist dann bottop up, eine Graswurzelbewegung, die durch Empowerment die Gesellschaft zum Guten verändern kann. Die Ohnmachtsebene wächst zu einem Bollwerk der Demokratie! Das fühlt sich doch großartig an! Wir gemeinsam! Jede Stimme zählt!

Was bemerken also die Hauptschüler bei ihrem Meritokratie-Glauben nicht? Die entsprechende Kapital- und Machtverteilung, welche zentral über die Karriere entscheidet, wird hinter dem meritokratischen „Jeder ist seines Glückes Schmied“ verschleiert. Die um sich greifende Überwachung und Manipulation durch Telemetrie und Telestimulation, welche erst durch möglichst totale Digitalisierung richtig an Fahrt gewinnt, soll durch den rettenden Umstieg auf e-Autos, e-Bildung, e-Medizin und Co. verschleiert werden. Nebenher rettet man noch die Welt vor CO2! Die wissenschaftsferne, freiheitsberaubende, indoktrinierende Corona-Politik wurde durch den Schrei der Massen nach Solidarität und die Betonung der moralischen Wertigkeit der von oben diktierten Richtlinien verschleiert. Die immer eindeutig werdende neo-feudale Klasse der Herrschenden, die selbstverständliche Sonderrechte für sich beanspruchen und erhalten (Politiker, Beamte, Stars, oligarchische Milliardäre etc.), um einen neuen Adel zu bilden, verschleiern diese Tatsache durch die modische Degrowth-Polit-Agitation. Das Wachstum kommt an sein Ende, die Masse muss lernen sich selbst zu begrenzen, Waschlappen statt Duschen, Auto statt Fahrrad zu benutzen, Insekten statt Fleisch zu essen und so weiter. Die Niverlierung, das Verschwinden der Mittelschicht und die wachsende Schere zwischen Arm und Reich wird zwar seit den 50ern soziologisch untersucht, Politiker, Vorstände vom Staatsfernsehen, selbsternannte Philantropen und offensichtlich reiche, und ultrareiche Akteure sehen nicht so aus, als ob sie sich in irgendetwas beschränken wollen. Wenn Merkel in einem schicken PS-starken mit Chauffeur ausgestatteten Auto sich zum Abendessen im Kanzleramt mit den Verfassungsrichtern des Bundesverfassungsgerichts zum Essen trifft, um nach ihrer Amtszeit weiterhin einen Stylisten für 3000 Euro im Monat bezahlt zu bekommen, ist es nur ein sehr kleines und alltägliches Beispiel einer Demokratie, die zwar als Wort fortwährend sehr laut gepredigt und am Hindukusch verteidigt wird, als Bestandteil der gesellschaftlichen Realität aber nicht, nicht einmal einwenig vorhanden ist.

Wer dieses Prinzip verstanden hat, wird unzählige Beispiele aus Politik und Wirtschaft dafür finden, wie plakativ-positive ethische Narrative der Mächtigen etwas ganz anderes und gänzlich unethisches verschleiern. Gleichzeitig werden diese erlogenen Narrative nach unten an die Massen der unteren Schichten transportiert, um dort als wütende Überzeugungen verankert zu werden. Diese naiven und unbewussten Massen, die sich dann gerne an die Straßen kleben, Kunstwerke beschmieren, jeden als einen Nazi bezeichnen, der sich an den Gewaltfolgen einer „Alle sind willkommen-Ideologie“ stört, die im Regen mit einer FFP2-Maske alleine die Straße entlang laufen und alle für die Erretung der Welt solidarisch Zwangsimpfen wollen, diese Massen, für die LGBGTxyz-Politik und Gendern als der Inbegriff der Freiheit erscheint und alle Andersdenkenden mit Hass und Intoleranz überschüttet werden, während man gegen Hass und für Toleranz einsteht, diese Massen bilden dann das Bollwerk der Reproduktion verschleierter Herrschafftsnarrative, ohne es zu verstehen.

Die Ethisierung und der Transport unethischer Ideen in ethischen Kleidern nach unten in die Unterschicht funktioniert also sehr intensiv und vielfältig vor unseren Augen. Sie ist das fancy Tool der Mächtigen, mit dem sie die Gesellschaft gestalten, quasi ein analoges social engineering betreiben. Trauen Sie sich gerade dann genauer hinzuschauen, wenn die Schreie nach ethisch-moralischem Handeln am lautesten sind. Nach über 70 Jahren wissenschaftlicher Gesellschaftskritik in Deutschland wäre es bitterst angebracht.

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